Auf nach Aventurien – Einstieg in die Welt des Schwarzen Auges

Das Interesse an Rollenspiele, oder wie man es heutzutage nennt: Pen and Paper, nimmt immer mehr zu. So kam ich vor einigen Wochen dazu, eine Gruppe Interessierter, größtenteils Rollenspielneulinge, in die Welt des Schwarzen Auges einzuführen. Doch wie bereitet man so etwas am besten vor?

Bei dieser Runde wollten wir festzustellen, ob die Teilnehmer Spaß am Rollenspiel haben und eventuell öfters spielen wollen. Deswegen sollte es so schnell wie möglich mit dem Abenteuer losgehen. Allerdings ist die Heldenerschaffung bei DSA sehr zeitaufwändig und kann mehrere Stunden dauern. Würde ich jeden Spieler seinen Helden für die Proberunde selber erschaffen lassen, würden wir nicht zum Spielen kommen. Diesen Punkt wollte ich überspringen. Einen eigenen Helden konnten sich die Spieler immer noch erschaffen, wenn sie vorhaben, länger zu spielen.

Eine Möglichkeit, mit wenig Vorbereitung zu starten, wäre das Anschaffen der DSA-Einsteigerbox “Das Geheimnis des Drachenritters” gewesen. Nachdem, was ich so gelesen hatte, eignet sich diese vorzüglich für die Einführung von Einsteigern, sowohl Spielern als auch Spielleiter, in die Welt von Pen and Paper. Doch gemeinsam mit der Erweiterung “Die Hexe vom Schattenwasser” bietet diese nur sechs spielbare Charaktere an. Bei mir hatten sich aber sieben Leute angekündigt. Da reichten die vorgefertigten Helden nicht aus. Also nahm ich von der Idee, die Einsteigerbox zu nutzen, wieder Abstand.

Bereits erstellte Helden sind auch bei der Reihe “Auf ins Abenteuer” vorhanden. Diese Kurzabenteuer sind Teil des Meisterschirmsets des Havena-, Thorwal-, Sonnenküste- und Rohals Erbe-Crowdfunding. Für Ende Mai ist mit “Dryadenzauber” ein weiteres Abenteuer dieser Reihe für die Regionalspielhilfe “Die Streitende Königreiche” angekündigt. Das sind alles schöne Kurzabenteuer, aber sie haben den gleichen Makel wie die Einsteigerbox für mich: zu wenige vorgefertigte Helden.

Selbst Helden für die Runde erschaffen, wollte ich nicht. Doch es gab eine Lösung für mein Problem: Über Sinn und Unsinn von manchen DSA-Publikationen kann man immer wieder gerne diskutieren. Als die Boxen “Aventurische Abenteurer” angekündigt wurden, habe ich verständnislos mit dem Kopf geschüttelt. Wer braucht das? Eine Box, in der alle möglichen Archetypen aus den Regelbänden auf Charakterbögen abgedruckt sind? Das ist doch unnötig.

In meiner jetzigen Situation war diese Abenteurer-Box aber genau das, was ich brauchte. Ich bestellte mir die erste Box und erhielt 32 Archetypen aus dem Grundregelwerk, Aventurischen Kompendium I, Aventurische Magie I und dem Aventurischen Götterwirken I. Die achtseitigen Charakterbögen sind schön und übersichtlich gestaltet. Auf der ersten Seite ist eine Farbabbildung des Helden, auf der Rückseite findet man eine kurze Vorstellung der Spielfigur. Danach folgen die Charakterbögen. Zum Abschluss gibt es noch eine Aventurienkarte als Platzfüller, Raum für Notizen und kurze Regelerklärungen.

Jetzt war nur noch eine Frage zu klären: Welches Abenteuer spielen wir? Es sollte ein One-Shot sein, um in einem abgeschlossenen Spielerlebnis den Teilnehmern ein Gefühl davon zu geben, was es mit Rollenspiel auf sich hat. Die Heldenwerk-Abenteuer “Der Apfelwurm von Alriksfurt” und “Das Mädchen und der Menschenfresser” eignen sich sehr gut als Einstiegsabenteuer. Beide Geschichten sind sehr einfach gestrickt und folgen einer geraden Handlungslinie. Doch irgendwie fehlte mir etwas Besonderes an den Abenteuern. Deswegen entschied ich mich für “Adel, Recht und Edelmut” aus der Anthologie “Verräter und Geächtete”. In dem Abenteuer kann es zum Kampf kommen, Talentproben müssen abgelegt werden und am Ende müssen die Spieler in einem moralischen Dilemma eine Entscheidung fällen. Gute Zutaten für einen unterhaltsamen Nachmittag.

Eine Woche vor dem Spieltermin schickte ich meinen Spieler in unserer WhatsApp-Gruppe noch die Schnellstarter-Regeln zu DSA. Wer sich vorab darüber informieren wollte, konnte dies nun tun und auch einen kleinen Einblick über die Spielwelt gewinnen. Ansonsten werden die Regeln bei Bedarf während des Spiels erklärt.

Schließlich kam der Tag der Testspielrunde. Es wurde eine vergnügliche Angelegenheit. Kurze Zeit später erschufen fünf der Teilnehmer ihren eigenen Helden, mit denen sie bald ihr erstes Abenteuer, “Das Mädchen und der Menschenfresser” in einer abgewandelten Form, erleben werden.

Habt ihr schon mal Runden geleitet, um Neulinge in das Hobby einzuführen? Schreibt mir doch gerne in den Kommentaren, was ihr für wichtig empfunden habt und welche Abenteuer eurer Meinung nach gut dafür geeignet sind.


Golgolgol

Golgolgol heißt im wirklichen Leben Stefan Will. Er wurde zum DSA-Spieler, weil sein Bruder D&D besser fand, und ihn deswegen seine DSA-Basisbox schenkte. Bis Mitte der 1990er Jahren war Stefan in der Rollenspielszene sehr aktiv und probierte verschiedene Systeme aus. Nach einer langen Pause fand er 2020 das Interesse am Pen und Paper wieder und kehrte zu seinem "Heimatsystem" DSA zurück. Über die Änderungen im Lauf der Jahre war er sehr erstaunt. Trotzdem nahm er das Hobby begeistert wieder auf und gründete mit einem Mitspieler die Republik Norisburg, die zur Heimat ihrer Spielfiguren wurde. Hier im Blog berichtet Stefan von seinen Spielrunden und teilt seine Gedanken zu P&P-Themen mit.

4 comments on Auf nach Aventurien – Einstieg in die Welt des Schwarzen Auges

  1. Interessanter Artikel. Ich habe letztes Jahr auch eine ganze Gruppe von (4) interessierten Neulingen in P&P allgemein und DSA im Besonderen eingeführt. Wir spielen seither regelmäßig alle paar Wochen. Weil alle vorher null Vorerfahrung hatten, wurde die alte DSA1-Basis-Box rausgekramt. Der Klassiker “Silvanas Befreiung” führte zu der gleichen magischen Sense-of-Bonder-Begeisterung, wie vor fast 40 Jahren bei den damals ebenfalls völlig unerfahrenen Neuspielern (wie mir). “Richtiges” Charakterrollenspiel ist dafür gar nicht nötig, hat aber auch schon stattgefunden. Ansonsten haben sich alle über ihre Abenteuerpunkte (auch für das Monster erschlagen) gefreut wie Kinder. Ein großer Vorteil des total simplen Systems: Die Helden wurden selbst generiert. Dauert nämlich keine 10 Minuten (eher 5). Alles dabei, Zauberer, Elfen und Krieger. Bei den völlig unaventurischen Namensgebungen bekam ich zwar innerlich leichte Zuckungen, aber völlig egal. Fazit: Für blutige Anfänger ist DSA1 noch genau so geil, wie früher. Und jetzt sind wir im Orkland unterwegs. Jeder Stufenanstieg ist ein Hochgefühl. Läuft!

    1. Danke für deinen Kommentar, Balrik. DSA1 ist auch eine gute Möglichkeit, um mit dem Rollenspiel zu starten oder auch, um Kinder für das Hobby zu begeistern. Die Regeln sind sehr einfach, aber auch ausreichend. Gerade die schnelle Heldenerschaffung ist ein Pluspunkt. Ich kam nach langer Pause von DSA 1/2 zu DSA5 und war über die langwierige Heldenerschaffungsphase der aktuellen Version erst schockiert. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt 🙂 “Richtiges” Charakterrollenspiel gibt es bei meiner Einsteigertruppe auch noch nicht, auch wenn ich mich als SL bemühe, das einzuführen. Aber mit der Zeit wird das schon noch kommen. Es muss auch jeder Spieler die Art zu spielen finden, mit der er sich wohl fühlt. Viel Spaß im Orkland und beim Plündern des Orkenhortes!

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