Fantasy-TV-Serien 2022

Der Herbst 2022 wurde zur großen Zeit für Fantasy-Fans. Gleich drei Serien starteten auf beliebten Streamingportalen. Drei Serien, auf die (nicht nur) ich mich freute. Über den Eindruck, den die Serien bei mir hinterließen, möchte ich in diesem Blogbeitrag berichten.

Bereits vor Ausstrahlung wurde schon sehr kontrovers über Die Ringe der Macht diskutiert. Tolkien- und Mittelerde-Fans ließen bereits im Vorfeld kein gutes Haar an der Serie. Nach Start der Serie ging es weiter. Hautfarben und Darstellung der Charaktere, Widersprüche zur offiziellen Lore, schleppende Dialoge und langweilige Handlungsfäden wurden angeprangert.

In “Die Ringe der Macht” sollte die Vorgeschichte zu “Der Hobbit” und “Der Herr der Ringe” erzählt werden. Fälschlicherweise könnte man daraus ableiten, dass es sich hierbei um eine Verfilmung des “Silmarillion” handeln. Das war aber nicht der Fall. Als literarische Vorlage diente der Anhang aus “Die Rückkehr des Königs” und es sollte um den Aufstieg von Sauron und die Erschaffung der Ringe der Macht gehen. Die erste Staffel endete mit dem Schmieden der drei Ringe für die Elben.

Vorneweg, ich bin kein Fachmann für Mittelerde-Lore. Das Silmarillion steht noch ungelesen in meinem Regal. Vom Hobbit und Herrn der Ringe habe ich die Bücher gelesen und die Filme gesehen. Mit diesem Hintergrund störten mich die angeprangerten Unstimmigkeiten mit der Geschichte Mittelerdes nicht. Trotzdem tat ich mich anfangs schwer mit der Serie. Ein Problem für mich waren die vielen Handlungsstränge. Gleich von der ersten Folge an werden viele Personen/Gruppierungen eingeführt. Jede mit ihrer eigenen Geschichte und ihren eigenen Problemen, die unabhängig voneinander erzählt wurden und irgendwann mal zu einem Strang zusammenfließen sollten. Durch die vielen Handlungsfäden blieb die Beschreibung der Hauptcharaktere blass und ich hatte oft das Gefühl, dass die Geschichten nicht wirklich weiter gingen. Gegen Ende der Staffel nahm aber die Serie an Fahrt zu.

Insgesamt bin ich bei “Die Ringe der Macht” etwas gespalten. Wenn man nicht soviel Wert auf die detailgetreue Hintergrundgeschichte von Tolkiens Welt legt, kann die Serie sehr unterhaltsam sein. Zwar hat sie ihre Schwächen und auch Unstimmigkeiten, doch kann man darüber hinwegsehen. Ringe der Macht konnte die hohen Erwartungen, die mit der Serie verbunden waren, nicht erfüllen, trotzdem werde ich die weiteren Staffeln verfolgen.

Mit hohen Erwartungen war auch House of the Dragon verbunden. Die Serie sollte ein Prequel zu “Game of Thrones” sein. Literarische Vorlage war “Das Buch von Feuer und Blut”. Allerdings erzählt House of the Dragon nur einen kurzen Abschnitt aus dem Buch, das mehr ein Geschichtsbuch als ein Roman ist. Dadurch hatten die Filmemacher einiges an Freiheiten bei der Darstellung und Interpretation der Handlung.

Die Serie spielt etwa 200 Jahre vor den Ereignissen von “Game of Thrones” und soll erzählen, wie sich die Familie der Targaryen sich selbst fast vollständig auslöschte. Zu Beginn der Serie sitzt König Visery I. auf dem Eisernen Thron. Er hat aber das große Problem, keinen männlichen Nachfolger zu haben. Deswegen ernennt er seine Tochter Rhaenyra zu seiner Erbin, was aber gegen die Nachfolgeregelungen verstößt. Nach dem Tod seiner Frau heiratet Visery I. erneut. Seine neue Frau wird Alicent Hohenturm, eine enge Freundin von Rhaenyra. Mit seiner neuen Frau zeugt er viele Kinder, unter anderem auch männliche Nachkommen. Das sorgt nach dem Tod von Visery I. für einen Konflikt. Auf der einen Seite stehen Alicent Hohenturm und ihr Sohn Aegon der Ältere, den sie als legitimen Erben für den Thron sieht. Auf der anderen Seite die designierte Königin Rhaenyra, die ihren Anspruch verteidigen möchte. Der Konflikt zwischen Rhaenyra und Alicent löst einen Bürgerkrieg aus, der Westeros in seine Grundfesten erschüttert: der Tanz der Drachen.

Im Gegensatz zu Game of Thrones, wo mit der Zeit mehrere Handlungsstränge auftauchten, beschränkt man sich bei House of the Dragon auf einen Handlungsfaden. Im Vordergrund stehen Diplomatie und höfische Intrigen. In der Darstellung von Gewalt und blutigen Szenen steht House of the Dragon seinem Vorgänger in nichts nach. Auf Sexszenen wird nicht verzichtet, aber diese kommen nicht so oft vor wie bei Game of Thrones. Stark kritisiert wurden die vielen Zeitsprünge in der ersten Staffel, die auch zum Austausch von Schauspielern führte. Allerdings kann man eine zeitlich so komplexe Geschichte schlecht ohne solche Sprünge darstellen. Die Charaktere werden vielschichtig dargestellt. Sie haben ihre guten, aber auch schlechte, Seiten. Das macht es etwas schwer, Sympathien zu entwickeln.

Aber gerade diese Darstellung gehört mit zu den Stärken der Serie. Man wechselt im Verlauf der Serie öfters seine Meinung zu den Figuren. Die Handlung entwickelt sich spannend weiter. Es geht um den Konflikt zwischen zwei Freundinnen, die eigentlich keinen Ärger miteinander haben wollen, aber durch die äußeren Umstände dazu getrieben werden. Ich bin auf die weiteren Staffeln gespannt und wie es mit dem Tanz der Drachen weitergeht.

Disney+ wollte da nicht hinten anstehen und brachte mit Willow die Fortsetzung zu einem Kinofilm von 1988. Ich mochte den Film, auch wenn dieser, wegen des schlechten Drehbuchs und den nicht besonders guten Effekten, damals schlechte Kritiken bekam. Gerade Val Kimers Darstellung des Madmartigan begeisterte mich. Neben Aragorn war Madmartigan eines meiner heldenhaften Vorbilder. Über dreißig Jahre war es ruhig um den kleinwüchsigen Zauberer, der eigentlich mehr ein Taschenspieler als mächtiger Magier war. Nun geht es mit seiner Geschichte weiter.

Nach der Niederwerfung der bösen Königin Bavmorda herrscht Frieden in Tir Asleen und Galladoorn. Die beiden Königreiche sind durch einen magischen Schutzwall vom Rest der Welt getrennt und erblühen. Während die nächste Generation relativ unbedarft aufwächst und ihre ersten Gehversuche in Sachen Liebe unternimmt, plagen Königin Sorsha Sorgen und Vorahnungen. Ebenso wie ihr alter Freund Willow wird sie von Visionen heimgesucht, die prophezeien, dass sich das Böse erneut erheben und Elora Danan, die vom Schicksal vorhergesagte Kaiserin, vernichten wird.

Doch entgegen Willows Rat entschloss Sorsha sich vor langer Zeit Elora nicht der magischen Ausbildung zu unterziehen, sondern sie zu verstecken. Nun tauchen jedoch finstere Mächte auf und bedrohen den Frieden. Bei einem Angriff auf die Burg von Sorsha wird ihr Sohn Airk entführt. Sorshas Tochter Kit enschliesst sich auszuziehen, um ihren Bruder zu retten. Begleitet wird sie von einer Truppe aus Leuten, die man nicht für Helden hält, unter denen sich wie es das Schicksal so will, auch die verstecke Elora Danan befindet. Jetzt ist es an Willow, Elora auszubilden, damit sie gegen die Mächte der Finsternis bestehen und die Welt retten kann.

Insgesamt kommt mir die Serie wie ein Teenie-Film vor. Die meisten der Hauptfiguren sind jugendlich, zicken viel herum und streiten gerne. Der Humor ist, nennen wir es mal, sehr speziell. Manchmal gelingt es aber der Serie, mit ihrem märchenhaften Ambiente zu überzeugen. Auch auf den Abspann freute ich mich immer. Nicht, weil die Folge dann zu Ende war, sondern weil der wechselnde Soundtrack, wenn auch nicht immer unbedingt zum Setting passend, sehr gut war. Das waren aber die wenigen Glanzpunkte. Eigentlich sollte man denken, dass die Fortsetzung von Willow eine leichte Aufgabe war, da es da keine in Stein gemeiselte Lore und keine fanatische Fangemeinde gibt. Aber leider ging das Projekt nach hinten los. Von Willow kann ich auf eine zweite Staffel verzichten und schwelge lieber in meinen verklärten Erinnerungen an den Kinofilm.

Wie gefielen euch die drei großen Fantasy-Serien 2022? Schreibt mir das gerne in die Kommentare.


Golgolgol

Golgolgol heißt im wirklichen Leben Stefan Will. Er wurde zum DSA-Spieler, weil sein Bruder D&D besser fand, und ihn deswegen seine DSA-Basisbox schenkte. Bis Mitte der 1990er Jahren war Stefan in der Rollenspielszene sehr aktiv und probierte verschiedene Systeme aus. Nach einer langen Pause fand er 2020 das Interesse am Pen und Paper wieder und kehrte zu seinem "Heimatsystem" DSA zurück. Über die Änderungen im Lauf der Jahre war er sehr erstaunt. Trotzdem nahm er das Hobby begeistert wieder auf und gründete mit einem Mitspieler die Republik Norisburg, die zur Heimat ihrer Spielfiguren wurde. Hier im Blog berichtet Stefan von seinen Spielrunden und teilt seine Gedanken zu P&P-Themen mit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert